Was ist sexualisierte Gewalt?

In den letzten Jahren wird sexualisierte Gewalt gegen Frauen in einer immer breiter werdenden Öffentlichkeit thematisiert und diskutiert. Sie existiert in allen Lebensbereichen von Frauen und ist wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft. Viele Frauen kennen solche Situationen: Anmache auf der Straße, verbale sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Telefonterror, digitale Gewalt, sexualisierte Atmosphäre durch den Vater oder durch andere Personen, sexualisierte Übergriffe durch Ärzte, Lehrer oder Therapeuten, Vergewaltigung.
Jede vierte Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben einen schweren Übergriff. 80% der Täter kommen aus dem Bekanntenkreis und nur 20% sind Fremdtäter.

Bei dem Ausmaß und den Folgen sexualisierter Gewalt endet allerdings die öffentliche Diskussion.
Jeder sexualisierte Übergriff, unabhängig vom Ausmaß der ausgeübten körperlichen Gewalt, ist für die Betroffene äußerst demütigend und verletzt ihr Selbstbild und Selbstwertgefühl. Die psychischen und oftmals auch die körperlichen Grenzen werden ganz massiv durchbrochen.

Die Folgen variieren je nach Ausmaß der Gewalt, Zeitdauer, Anzahl der Täter und Lebenssituation der Frau zum Zeitpunkt der Vergewaltigung. Aber auch die bisherige Lebensgeschichte und individuelle Vorerfahrungen mit Lebenskrisen sind von großer Bedeutung.

Umwelt

Es geschieht häufig, dass betroffenen Frauen kein Glauben geschenkt wird und dass sie Vorurteilen und Verurteilungen ausgesetzt sind (z.B. "Sie war ja auch nachts allein unterwegs", "Sie hatte ja auch aufreizende Kleidung an"). Diese Tatsache stellt eine enorme zusätzliche Belastung dar, vor allem dann, wenn gleichzeitig das Verhalten des Täters bagatellisiert oder entschuldigt wird ("Er hatte Alkohol getrunken und wusste nicht mehr, was er tut", "Das lag am Triebstau" o.ä.).

Niemals hat eine Frau die Schuld oder Mitschuld an einer Vergewaltigung!
Die Verantwortung für dieses Verbrechen liegt ganz allein bei dem Täter!